Alternativen

Nun gibt es natürlich durchaus Bedenken zu dem geplanten Neubau. Weniger, weil man die hervorragende Konzeption der AWO und deren Arbeit grundsätzlich in Frage stellt, sondern vielmehr, wegen der Frage: Ist die geplante Einrichtung in einem so wichtigen, stadtnahen Natur- und Naherholungsgebiet richtig aufgehoben? Hier ist zum einen die Fläche von rund 20.000 qm Wald, die dafür geopfert werden müsste.

Der Naturschutzbeirat wurde zu diesem Projekt befragt und sprach sich mit deutlichen Bedenken, einstimmig dagegen aus. Leider hat das Votum keinerlei bindende Funktion. Eine aktuelle Stellungnahme vom 13.02.2017 finden Sie hier ->

Man hat daraufhin auch alternative Standorte aufgezeigt, die eine Umsetzung des Konzeptes ebenso ermöglichen, bei einer deutlich besseren Infrastruktur.

Der Leiter der Fachklinik im Deerth, Herr Stremmel-Thoran lässt sich dazu leider noch mit den Worten zitieren:

„Es gibt keinen anderen Standort für diese Erweiterung“, widerspricht Stremmel-Thoran jenen Kritikern, die als Alternative eine Verlagerung in ein Industriegebiet empfehlen. „Zum einen erhöht das natürliche Umfeld des Waldes den Therapieerfolg, zum anderen ist diese Einrichtung so klein, dass sie wirtschaftlich tragfähig an keinem anderen Standort realisiert werden kann.“ (Quelle WAZ, Martin Weiske, 23.10.16)

Inwieweit der Wald den Therapieerfolg erhöhen soll, bleibt an dieser Stelle rätselhaft, denn wie oben bereits kurz beschrieben, muss der Wald auf über 20.000 qm, für den Neubau verschwinden. Aus Sicht der Eingeschlossenen ganz besonders.

Zum anderen ist die gesamte Einrichtung im ersten Teil nur über eine verkehrsberuhigte Wohnstraße mit Tempo 30 und im zweiten Teil über fast 2 km asphaltierten Fußweg, der auch von Spaziergängern genutzt wird zu erreichen. Selbst die Buscheystr. / Eugen-Richter-Str. ist eigentlich für LKW Verkehr gesperrt. Die schon jetzt schwierige Zufahrt wird auch in der Anfahrtbeschreibung der Fachklink deutlich:

Benutzer von Navigationsgeräten werden in der Regel bei der Eingabe von “Im Deerth 6” fehlgeleitet. Empfohlen wird dann stets der Zugang über den Stadtteil “Eilpe”. Dieser Weg führt aber durch den Forst der Region Hagen und kann vor niedergelassenen Schranken enden. Sperren Sie entweder in ihrem Programm die empfohlene Zufahrt und lassen neu berechnen oder geben sie als Zwischenziel die Gutenbergstrasse ein. Dort stehen auch Hinweisschilder zur Fachklinik. (siehe oben) Dieser Zugang ist die offizielle Anfahrt zur Klinik Deerth, lassen Sie sich nicht durch die letzten 1,2 Km irritieren, die als Fussweg ausgewiesen sind. (Quelle: www.deerth.de)

Die AWO Geschäftsführerin Frau Buchholz äußert sich jedoch im Vorfeld erstaunlich sicher:

Durch die Erweiterung der Drogen-Fachklinik durch einen Maßregelvollzug steige weder der Geräuschpegel, noch die Verkehrsfrequenz. (Quelle WAZ, Martin Weiske, 23.10.16)

Eine Behauptung, die nur schwer nachvollziehbar ist, wenn man bedenkt, dass rund 45 „Inhaftierte“, an 365 Tagen im Jahr und 24 h rund um die Uhr versorgt werden müssen. Wachpersonal, Ärzte, Therapeuten, Essen, Wäsche, … ? – Das alles muss, über fast 2 km Fußweg in den Wald geschafft werden. Wie das ohne „gesteigerte Verkehrsfrequenz“ möglich sein soll, ist die Frage. Man muss wohl eher von einer deutlich gesteigerten Verkehrsfrequenz über 30er Zone und auch LKW Verkehr über den Fußweg, ausgehen.

Interessant ist auch die Frage was die Feuerwehr bei einem abendlichen Einsatz im Deerth, nach vorherigem Schneefall und Glatteis von der verkehrlichen Anbindung hält?

Die Frage nach Alternativen bleibt die tatsächlich spannende. Auf der 1. Bürgerinformation im Rathaus wurden konkrete Fragen nach möglichen Alternativen gar nicht, bzw. nur ausweichend beantwortet. Eher gebetsmühlenartig hieß es darauf immer nur: Es gibt keine Alternativen. Dort oder gar nicht.

So lässt sich Frau Buchholz zwei Tage später von Herrn Weiske in seinem Artikel, „Eigeninteressen im Blick“ z.B. zitieren, mit:

Verlegung ist keine Option
Doch diese Option bestehe für den Wohlfahrtsverband gar nicht: „Das wäre für uns aus wirtschaftlichen Gründen schon gar nicht möglich, weil eine Zusammenführung der Fachklinik-Einheiten auf einem anderen Grundstück die Investitionskosten von gut zwölf Millionen Euro verdoppeln würde.

Leider werden solche Äußerungen nicht mit Fakten belegt und bleiben deshalb einfach unplausibel. Der Initialaufwand für einen Bau im Wald, bei dem man z.B. versucht durch zusätzliche Maßnahmen, das ganze Vorhaben ein wenig umweltverträglicher zu machen (Erdwälle, Versenken der Gebäude) treibt die Kosten zunächst an dieser Stelle in die Höhe. Aufwand und Kosten die an anderer Stelle vielleicht nicht nötig wären.